Wie umweltfreundlich verhalten sich die Deutschen?

Der am 20. März veröffentlichte Synthesebericht des Weltklimarats konstatiert, dass die globale Durchschnittstemperatur im Jahr 2022 um 1,16 ˚C höher lag als die vorindustriellen Werte von 1850 bis 1900. Die Vereinten Nationen führen diesen Anstieg auf vom Menschen verursachte Faktoren zurück, darunter die Abholzung von Wäldern, die Verheizung fossiler Brennstoffe und die Viehzucht. Weitere Temperaturanstiege könnten katastrophale Folgen auf unsere Umwelt haben, und so steht jeder Einzelne an diesem Scheideweg der Menschheitsgeschichte vor einer Wahl: Für oder gegen die Natur?

Anlässlich des Earth Day 2023 haben wir über 1.000 Menschen in Deutschland zu ihren Bemühungen für den Umweltschutz befragt und was sie davon abhält, umweltfreundlicher zu handeln.

Kleine Schritte sind ein guter Anfang

Gerade im Hinblick auf steigende Energiepreise und mit der Energiekrise im Nacken kann sich ein geschärftes Umweltbewusstsein sogar bezahlt machen: 85 % der befragten Deutschen gaben an, das Licht auszuschalten, wenn sie nicht zu Hause sind, 69,75 % verwenden wiederverwendbare Einkaufstüten. Ganze 58 % (!) gaben außerdem an, dass sie ihren Fleischkonsum reduziert haben, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Dies ist ein wichtiger Schritt, da 14,5 % der vom Menschen verursachten Emissionen auf die Viehwirtschaft zurückzuführen sind. Weitere Pluspunkte, die nicht finanziell incentiviert sind, gibt es für Recycling (73 %) und die Nutzung elektronischer Rechnungen (56 %).

Die Menschen unternehmen bereits kleine, aber wichtige Schritte zur Eindämmung des Klimawandels.

Wie weit gehen die Deutschen beim umweltbewussten Shopping?

300 Meter. Diese Strecke sind nämlich 93 % der Befragten bereit, der Umwelt zuliebe zu Fuß zurückzulegen. Das reicht für die meisten bis zum nächsten ALDI. Doch Spaß beiseite, wie steht es um das Konsumverhalten? Nicht nur die anfangs aufgeführte Verwendung wiederverwendbarer Einkaufstüten (69,75 %) spiegelt das umweltbewusste Einkaufen wider, nein, es erstreckt sich von Energieeffizienzklassen und der Umweltverträglichkeit von Produkten bis hin zur Anschaffung eines E-Autos. 

Während die Umweltverträglichkeit für 14 % der Befragten immer und für 38 % meistens die Kaufentscheidung für ein Produkt beeinflusst, befinden sich Angaben für “fast nie” (8 %) und “nie” (2 %) in der klaren Minderheit. Einen ähnlichen Kontrast konnten wir auf die Frage “Achtest du beim Lebensmitteleinkauf auf die Umwelt?” feststellen, auf die fast zwei Drittel mit “immer” (20 %) und “meistens” (44 %) antworteten. Weniger als 6 % kaufen Lebensmittel, ohne der Umwelt Rechnung zu tragen. Auch die Umweltbewertung von Haushaltsgeräten sieht denselben Trend: für 85 % ist sie Grundlage für einen Kauf.

Anders verhalten sich unsere Befragten beim Wunsch nach einem Elektroauto. 8 % besitzen schon eins, 39 % würden gerne eines besitzen, doch für 21 % sind sie zu teuer

Die höheren Kosten für elektrische Fahrzeuge schrecken einige davon ab, diese Optionen zu wählen. 

Hört die Liebe zur Umwelt bei der Brieftasche auf? Im Falle des Elektroautos scheint es – auch laut unserer Umfrage – an fehlenden finanziellen Anreizen zu liegen. Diese These wird außerdem vom plötzlichen Einbruch der Neuzulassungen elektrischer Fahrzeuge untermauert. Dieser folgte just im Januar 2023, nachdem die Förderungen des Bundes für die Anschaffung eines E-Autos herabgesetzt wurden.

Was hält Deutsche davon ab, noch umweltbewusster zu handeln?

Die finanzielle Situation kann einige Menschen davon abhalten, umweltfreundliche Entscheidungen zu treffen. Mehr als zwei Drittel unserer Befragten nannten finanzielle Gründe als Haupthindernis für eine solche Entscheidung:

Es scheint den Deutschen nicht am Bewusstsein zu mangeln (14 %), sondern an Anreizen. Unsere Befragten gaben an, dass noch mehr getan werden müsse, um umweltbewusster zu werden, aber sie seien auch bereit, sich für eine umweltfreundliche Option zu entscheiden, wenn sie ihnen angeboten würde. So gaben 85 % an, dass sie bereit wären, zu einem umweltfreundlichen Stromanbieter zu wechseln.

Die Umwelt ist längst im öffentlichen Bewusstsein angekommen

Wir haben festgestellt, dass 94 % unserer Befragten dank Umweltreportagen, davon 69 % im Fernsehen und 43 % im Internet, gut über Umweltthemen informiert sind. 

TV- und Online-Dokumentationen sind die Hauptinformationsquellen unserer Befragten zu Umweltthemen. 

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64 % achten auf ihren CO₂-Fußabdruck. Und wir fühlen uns dermaßen gut informiert, dass wir uns sogar ein Urteil über die Generation mit dem geringsten CO₂-Fußabdruck erlauben: Die Generation Silent – die zwischen 1928 und 1945 Geborenen – erhielt die meisten Antworten. Die Generation Z belegte den zweiten Platz, was für die Zukunft Gutes verheißen könnte.

Die Befragten sind der Meinung, dass die Generation Z nach der Generation Silent die zweitniedrigste tägliche Umweltbelastung hat.

Die Earth Hour hat seit ihrer weltweiten Einführung im Jahr 2008 auch eine wichtige Rolle bei der Verbreitung des Umweltbewusstseins gespielt: Über 185 Länder nehmen an dieser jährlichen Veranstaltung teil. Von den von uns Befragten gaben 61 % an, dass sie an der diesjährigen Earth Hour teilnehmen würden.

          • Nein, aber ich werde es dieses Jahr tun – 28,69 %
          • Ja, und ich werde es auch dieses Jahr tun – 31,87 %
          • Ja, aber ich werde es dieses Jahr nicht tun – 3,59 %
          • Nein, und ich werde es auch dieses Jahr nicht tun – 35,86 %

94,82 % der Befragten sagten auch, dass das Bildungssystem den Kindern beibringen sollte, umweltbewusster zu leben, und die Hälfte ist ebenso der Meinung, dass die Politiker in Umweltfragen nicht genug getan haben. Die Umweltfreundlichkeit ist gut im deutschen Bewusstsein verankert, aber an diesem eingangs erwähnten Scheideweg müssen der Idee Taten folgen:

Was können wir sonst noch tun?

Es bedarf einer massiven und konzertierten Anstrengung von Regierungen und Unternehmen, um die Einstellung zu ändern und eine nachhaltigere Art des Lebens, Arbeitens und Konsumierens zu fördern. Die Arbeit hört hier jedoch nicht auf, denn jeder Einzelne von uns kann zur Rettung des Planeten beitragen. Hier sind einige Schritte, die du schon heute unternehmen kannst:

Reparieren statt ersetzen, wenn möglich

Wenn man bedenkt, wie viele Dinge wir wegwerfen, ohne sie zu recyceln, vor allem Elektroschrott, sollten wir vielleicht über den Kauf von Produkten nachdenken, die leichter repariert werden können. Dadurch müssten wir sie nicht mehr so häufig ersetzen, was sowohl den Geldbeutel als auch die Umwelt schont.

Fairphone zum Beispiel verkauft nachhaltige Smartphones. Auf der Website von Fairphone kannst du Ersatzteile kaufen, darunter den Bildschirm, den Akku und die Kamera, mit denen du eine defekte Komponente deines Geräts reparieren kannst. Dieser Ansatz ist wesentlich nachhaltiger, als das gesamte Telefon wegzuwerfen und ein neues zu kaufen.

Steige auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel um

Du musst nicht unbedingt ein Elektrofahrzeug kaufen, um deinen ökologischen Fußabdruck auf Reisen zu verkleinern. Du kannst zum Beispiel auch mit dem Fahrrad fahren oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Laut einer Studie der University of California, Los Angeles, kann die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel die CO₂-Emissionen um 45 % reduzieren und 37 Millionen Kubikmeter CO₂ pro Jahr einsparen.

Achte darauf, was du isst

Was du isst, woher es kommt und wie es produziert wird wirkt sich auf die Umwelt aus. Rotes Fleisch zum Beispiel kann 150 % mehr Treibhausgasemissionen verursachen als Huhn oder Fisch. Auch die Art des Transports kann Auswirkungen auf die Menge dieser Emissionen haben.

Vermeide Phantomlasten

Einige deiner Geräte gehen nur in den Standby-Modus, wenn du sie ausschaltest, was bedeutet, dass sie weiterhin Strom verbrauchen. Dies wird als Phantomlast bezeichnet und kann bis zu 10 % deiner monatlichen Stromrechnung ausmachen. Das schadet nicht nur deinem Geldbeutel, sondern auch der Umwelt, insbesondere wenn dein Stromlieferant fossile Brennstoffe verwendet.

Zur Vermeidung von Phantomlasten empfehlen sich intelligente Stecker. Diese schalten die Stromzufuhr des angeschlossenen Geräts nach einer bestimmten Zeitspanne ab. Auch die guten alten Steckdosenleisten funktionieren hervorragend. Damit kannst du jedes angeschlossene Gerät einzeln ein- oder ausschalten, um zu vermeiden, dass etwas mit Strom versorgt wird, das du gerade nicht benutzt. Schließlich kannst du ein Gerät auch einfach aus der Steckdose ziehen. Welche Option du auch immer wählst, denke daran, dass jedes Bisschen hilft.

Informiere dich und verbreite die Nachricht

Es kann einige Zeit dauern, bis die Umwelterziehung zu einem festen Bestandteil vieler Bildungssysteme wird. In der Zwischenzeit kannst du eine aktivere Rolle bei der Verbreitung des Themas übernehmen. Informiere dich auf Websites und bei anderen zuverlässigen Quellen darüber, wie du dazu beitragen kannst, deinen CO₂-Fußabdruck zu verkleinern, tritt Umweltorganisationen bei und teile dein Wissen mit deiner Familie und deinen Freunden.

Wir haben Zeit, aber sie läuft uns schnell davon

Es wird viel Geld sowie kollektive und individuelle Anstrengungen erfordern, um die Auswirkungen des Klimawandels zu verlangsamen und umzukehren. Und das Zeitfenster, in dem dies möglich ist, schließt sich schnell. Dennoch ist noch nicht alles verloren, wie unsere Umfrage zeigt. 

Viele Menschen unternehmen bereits bewusste Schritte, um die Auswirkungen auf den Planeten zu minimieren. Die jüngeren Generationen geben Anlass zur Hoffnung, da sie jetzt eine aktivere Rolle bei der Bekämpfung dieses Problems übernehmen. Sie haben den Wunsch geäußert, einen Aufpreis für umweltfreundlichere Optionen zu zahlen, das Bewusstsein unter Gleichaltrigen zu verbreiten und ihre Regierungen aufzufordern, rasch und entschlossen gegen den Klimawandel vorzugehen.

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